Warum Booking.com nur ein Kanal sein sollte – nicht Ihr Chef.

2025-12-11 11:58:00 / Kommentare 0



Warum Booking.com nur ein Kanal sein sollte – nicht Ihr Chef

Schauen wir der Realität tief in die Augen: In der modernen Hotellerie hat sich eine gefährliche Machtverschiebung vollzogen. Viele Hoteliers sind – schleichend und unbemerkt – zu Logistik-Dienstleistern für große Tech-Konzerne degradiert worden. Die Portale „besitzen“ den Kunden, Sie „besitzen“ nur die Arbeit (und das Risiko).

Jeden Monat überweisen Sie 15 % bis 20 % Ihres Umsatzes als Provision. In der Branche nennen wir das hinter vorgehaltener Hand die „Faulheitssteuer“. Warum? Weil diese Summe der Preis ist, den wir dafür zahlen, dass wir es verlernt haben, unsere Gäste selbst zu begeistern.

Aber hier ist die gute Nachricht: Diese Abhängigkeit ist kein Naturgesetz. Sie ist eine Entscheidung. Und Sie können sich heute entscheiden, die Souveränität über Ihren Vertrieb zurückzuerobern.

Der psychologische Fehler: Warum wir den Kampf verlieren

Der größte Irrtum vieler Hoteliers ist der Glaube, der Gast buche bei Booking.com wegen des Preises. Falsch. Der Gast bucht dort wegen der kognitiven Entlastung. Das Portal sagt ihm: „Keine Sorge, hier machst du nichts falsch.“ Es ist bequem, sicher und gelernt.

Wenn Sie diesen Mechanismus durchbrechen wollen, dürfen Sie nicht über den Preis kämpfen (ein Kampf, den Sie dank Ratenparität ohnehin verlieren). Sie müssen über den Wert kämpfen. Sie müssen die „Transaktion“ (ein Bett buchen) in eine „Beziehung“ (bei IHNEN zu Gast sein) verwandeln.

Strategie 1: Das „Unfair Advantage“ (Ihr unfairer Vorteil)

Ein Algorithmus kann Daten vergleichen, aber er kann keine Exklusivität schaffen. Warum sollte ein Gast den beschwerlichen Weg auf Ihre Website gehen? Geben Sie ihm einen Grund, der unwiderstehlich ist.

Verstecken Sie Ihre besten Assets nicht. Machen Sie sie zur Waffe:

  • Das „Schatten-Inventar“: Bieten Sie bestimmte Zimmerkategorien (z.B. die mit dem besten Ausblick) ausschließlich auf Ihrer Website an.

  • Der Status-Hebel: "Direktbucher sind VIPs." Das bedeutet: Priority Check-in, Late Check-out nach Verfügbarkeit, oder der kostenlose Parkplatz.

Signalisieren Sie dem Gast: „Auf dem Portal bist du eine Nummer. Bei uns bist du ein König.“ Menschen hassen es, Vorteile zu verpassen (Loss Aversion). Nutzen Sie das.

Strategie 2: Die „Emotionale Dividende“

In Deutschland wächst eine neue Währung: Bewusster Konsum. Gäste wissen oft gar nicht, wie sehr die hohen Provisionen einem Hotel schaden. Brechen Sie das Schweigen.

Kommunizieren Sie – charmant, aber deutlich – auf Ihrer Landingpage: „Warum direkt buchen? Weil wir die gesparte Provision lieber in die Qualität Ihres Frühstücks und faire Löhne für unser Team investieren, statt in Werbekonzerne.“

Das ist kein Betteln. Das ist Haltung. Und Haltung schafft Respekt. Respekt schafft Loyalität. Ein Gast, der diesen Zusammenhang versteht und trotzdem direkt bucht, ist kein Kunde mehr. Er ist ein Verbündeter. Und Verbündete kommen wieder – ohne Provision.

Fazit: Werden Sie wieder Herr im eigenen Haus

Die OTAs sind ein mächtiger Marketingkanal zur Neukundengewinnung – nicht mehr und nicht weniger. Nutzen Sie deren Reichweite, aber lassen Sie nicht zu, dass sie Ihre Kundenbeziehung diktieren.

Jeder Gast, der durch Ihre Tür kommt, ist eine Chance. Sobald er eingecheckt hat, gehört das Erlebnis Ihnen. Nutzen Sie diesen Moment. Überzeugen Sie ihn so sehr, dass er beim nächsten Mal gar nicht auf die Idee kommt, eine App zu öffnen.

Holen Sie sich Ihre Marge zurück. Sie haben es sich verdient.